
Stellenanzeige schreiben: Diese Formulierungen kosten Sie Bewerber
Eine wissenschaftliche Studie der Universität Erlangen-Nürnberg zeigt: Geschäftsjargon in Stellenanzeigen schreckt qualifizierte Bewerber ab. Die Erkenntnisse helfen Recruiting und Führungskräfte-Entwicklung.
Die wissenschaftliche Evidenz: Wie Geschäftsjargon Ihre Arbeitgebermarke schwächt
Führungskräfte, die englischen oder deutschen Geschäftsjargon verwenden, werden als weniger kompetent, sympathisch und glaubwürdig wahrgenommen. Dies belegt eine experimentelle Studie mit über 460 Teilnehmern.
Die Forscher testeten typische Formulierungen wie „die Extra Mile gehen“, „zeitnah“, „performen“ oder „gut aufgestellt sein“. Das Ergebnis war eindeutig: Je mehr Floskeln verwendet wurden, desto negativer fiel die Bewertung aus.
Besonders drastisch wirkt sich englischer Geschäftsjargon aus. Führungskräfte, die englische Buzzwords verwenden, erleiden einen noch stärkeren Glaubwürdigkeitsverlust als bei deutschen Floskeln. Dies widerlegt die verbreitete Annahme, internationale Begriffe würden Professionalität vermitteln.
- Kompetenzwahrnehmung sinkt messbar: Verwendung von Geschäftsjargon reduziert die wahrgenommene Kompetenz signifikant
- Sympathiewerte fallen ab: Bewerber empfinden Unternehmen mit Floskel-Sprache als weniger sympathisch
- Glaubwürdigkeitsproblem entsteht: Leere Worthülsen erwecken den Eindruck, das Unternehmen habe nichts Substanzielles zu bieten
Praktische Umsetzung: Konkrete Tipps für das Stellenanzeige schreiben
Erfolgreiche Stellenanzeigen verzichten auf abgedroschene Phrasen und setzen stattdessen auf klare, konkrete Beschreibungen. Statt „Wir suchen einen Teamplayer“ formulieren Sie besser „Sie arbeiten gerne mit Kollegen an gemeinsamen Projekten“.
Ersetzen Sie Buzzwords durch aussagekräftige Informationen. Anstelle von „attraktive Vergütung“ nennen Sie konkrete Gehaltsspannen oder Benefits. Statt „flache Hierarchien“ beschreiben Sie die tatsächliche Organisationsstruktur und Entscheidungswege.
- Konkret statt vage: „30 Tage Urlaub“ statt „Work-Life-Balance“
- Verständlich statt verkompliziert: „Sie entwickeln Software“ statt „Sie performen im Development“
- Ehrlich statt übertrieben: „Einarbeitung durch erfahrene Kollegen“ statt „steile Lernkurve“
- Strukturiert statt überladen: Maximal 5-7 Kernverantwortungen benennen
Authentizität als Erfolgsfaktor: Warum klare Sprache mehr Bewerber anzieht
Bewerber suchen authentische Arbeitgeber, die klar kommunizieren, was sie bieten und erwarten. Eine verständliche Stellenanzeige signalisiert Transparenz und Wertschätzung gegenüber potenziellen Mitarbeitern.
Unternehmen, die auf Jargon verzichten, heben sich positiv vom Wettbewerb ab. In Zeiten des Fachkräftemangels kann dieser Unterschied entscheidend sein. Klare Kommunikation zieht Bewerber an, die Wert auf Substanz legen.
Die Studienergebnisse zeigen: Authentische Sprache ist kein Nice-to-have, sondern ein messbarer Erfolgsfaktor im Recruiting. Unternehmen, die beim Stellenanzeige schreiben auf Klarheit setzen, gewinnen das Vertrauen qualifizierter Kandidaten.
- Vertrauensaufbau beginnt beim ersten Kontakt: Die Stellenanzeige prägt den ersten Eindruck nachhaltig
- Differenzierung durch Klarheit: Verständliche Anzeigen stechen aus der Masse hervor
- Zielgruppengerechte Ansprache: Fachkräfte schätzen präzise Informationen ohne Umschweife
Fazit: Die Wissenschaft liefert klare Belege: Geschäftsjargon in Stellenanzeigen schadet mehr als er nutzt. Unternehmen, die beim Stellenanzeige schreiben auf authentische, verständliche Sprache setzen, verbessern ihre Chancen im Wettbewerb um Talente erheblich. Der Verzicht auf Floskeln ist eine einfache, kostenlose Maßnahme mit großer Wirkung.
Sie sind dran: Prüfen Sie Ihre aktuellen Stellenanzeigen auf Geschäftsjargon. Ersetzen Sie drei Floskeln durch konkrete Formulierungen und messen Sie die Veränderung der Bewerberzahlen. Lassen Sie Ihre überarbeiteten Texte von Mitarbeitern auf Verständlichkeit testen. So optimieren Sie Schritt für Schritt Ihre Recruiting-Kommunikation.
Dieser Beitrag entstand nach Lektüre von Saskia Rickers, Inga Risberg & Sabine Hommelhoff in Poster für den 50. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 18.09.16:
Die Wahrnehmung von deutschem und englischem Geschäftsjargon bei Führungskräften