Folge:
Diese Methode lohnt sich. Und sie geht mit Bordmitteln.
Nutzen Sie sie als Standard für Ihr Online-Recruiting.
Eine lange Liste von Jobtiteln ist das erste, was Leute auf Jobsuche sehen. Immer wieder.
Erst ein überzeugender Auslöser bringt Sie in der Liste voran. Nennen wir ihn „Elevator Pitch“. Er erweitert ihren Jobtitel und kann so viel Interesse wecken, dass die Leute weiterlesen wollen. Der erste Klick ist das Ziel Nr. 1: Jobsucher von der Jobliste zum Stellenangebot leiten.
Wie gewinnen Sie im Wettbewerb um Talente den entscheidenden ersten Klick? Der Schlüssel liegt im Vorschautext Ihrer Stellenanzeige. Dieser Text wirkt zweifach:
Aufbauend auf meinen Artikel „Das perfekte Stellenangebot schreiben“ vertieft dieser Beitrag einen entscheidenden Baustein des RELEVANZ-Modells. Er zeigt, wie Sie durch zwei simple Punkte passende Leute anziehen:
Dieser Ansatz steigert die Qualität Ihrer Bewerbungen, verkürzt die Besetzungszeit und positioniert Sie als attraktiven Arbeitgeber. Eine kleine Änderung mit großer Hebelwirkung.
Diese Methode lohnt sich. Und sie geht mit Bordmitteln.
Nutzen Sie sie als Standard für Ihr Online-Recruiting.
Die Jobsuche beginnt meistens mit einer Ergebnisliste voller Stellenanzeigen. Der Vorschautext unter dem Jobtitel ist dabei entscheidend. Er ist wie ein „Elevator Pitch“ und hat zwei wichtige Aufgaben:
Viele Stellenanzeigen starten langweilig mit einem „Wir über uns“-Text, der nichts Besonderes aussagt und potenzielle Bewerber abschreckt. Das ist eine verpasste Chance!
Stattdessen sollten Sie den Vorschautext wie einen magnetischen Köder gestalten. Konzentrieren Sie sich auf die ersten 150-250 Zeichen Ihrer Anzeige. Diese wenigen Worte sind entscheidend, um die richtigen Talente anzuziehen und nicht abzuschrecken. Es geht darum, aus einem beliebigen Text einen wirkungsvollen Anreiz zu machen.
Ego-Texte – die reine Selbstdarstellung eines Unternehmens – sind als Elevator Pitch wenig wirkungsvoll. Stattdessen braucht es Formulierungen, die Interessenten emotional erreichen und zum Klicken bewegen. Zugewandte Reaktion ist das Ziel.
Aktuell wirken viele Vorschautexte weniger wie eine Einladung und mehr wie ein amtliches Formular. Sie sind oft überladen, nutzen Fachsprache und blicken in die Vergangenheit, anstatt die vielversprechende Zukunft im Unternehmen aufzuzeigen und auf die Bedürfnisse und Wünsche potenzieller Bewerber einzugehen. Um zu verstehen, warum dieser Ansatz auf dem heutigen Arbeitsmarkt oft scheitert, ist ein Blick auf die Psychologie der Wahrnehmung hilfreich.
Psychologe und Nobelpreisträger Daniel Kahneman hat unser Verständnis menschlicher Entscheidungsprozesse revolutioniert, indem er zwei Denkweisen beschrieb:
Der Zustand, in dem System 1 mühelos Informationen verarbeiten kann, wird als Kognitive Leichtigkeit bezeichnet. Informationen, die uns in diesem Zustand begegnen, fühlen sich vertraut, wahr und positiv an. Müssen wir uns jedoch anstrengen, um etwas zu verstehen – weil es kompliziert, unklar oder voller Fremdwörter ist – geraten wir in einen Zustand der Kognitiven Anspannung.
Diese Anspannung aktiviert das ungeliebte System 2 und löst Gefühle von Misstrauen, Skepsis und Abneigung aus. Darüber hinaus kann eine solche Anforderung an System 2, die keine schnelle und befriedigende Lösung bietet, auch Langeweile und Frustration hervorrufen. Wenn das Gehirn gezwungen ist, sich mühsam durch un-intuitiven oder unverständlichen Inhalt zu arbeiten, ohne einen klaren Nutzen zu erkennen, führt dies schnell zu mentaler Ermüdung und dem Wunsch, die Situation zu verlassen.
Hier liegt das Kernproblem von Vorschautexten. Jobsuchende in einer Suchergebnisliste studieren die Snippets nicht, sie scannen sie. Eye-Tracking-Studien zeigen, dass das Lesemuster im Web meist einem „F-Muster“ folgt: Die Nutzer konzentrieren sich auf die ersten Zeilen und den linken Rand der Seite.
Ein amtlich langweiliger, überladener Vorschautext voller Fachjargon wirkt wie eine kognitive Barriere. Er zwingt das Gehirn des Lesers in den anstrengenden System-2-Modus, nur um zu verstehen, worum es geht. Die unbewusste Reaktion darauf ist oft der Abbruch und das Weiterscrollen zur nächsten, klareren Anzeige: Leider verloren.
Warum erstellen Unternehmen dann weiterhin Vorschautexte, die kognitive Anspannung erzeugen? Oft liegt die Antwort in einem psychologischen Phänomen, das als „Fluch des Wissens“ (Curse of Expertise) bekannt ist. Experten, seien es Ingenieure, IT-Spezialisten oder Personaler, können sich nur schwer vorstellen, wie es ist, ihr spezifisches Wissen nicht zu besitzen. Sie gehen unbewusst davon aus, dass andere die gleiche Sprache sprechen und die gleichen Abkürzungen und Prozesse verstehen.
Dieser „Fluch“ manifestiert sich in der Verwendung von Fachsprache. Während Fachtermini für die interne Kommunikation unter Experten unerlässlich sind, werden sie in der externen Kommunikation zur größten Barriere. Studien, etwa zur Arzt-Patienten-Kommunikation zeigen, wie Fachjargon eine effektive Verständigung verhindert – ein Prozess, der sich eins zu eins auf die Kommunikation zwischen Experten aus dem Unternehmen und Kandidaten übertragen lässt.
Die Kluft zwischen Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung ist enorm: Während 72 % der einstellenden Manager glauben, klare Stellenbeschreibungen zu liefern, stimmen dem nur 36 % der Kandidaten zu. Das ist der „Fluch des Wissens“ in Reinform, und er beginnt im Vorschautext.
Ein ineffektiver Vorschautext ist also selten nur das Ergebnis schlechten Schreibens. Er ist vielmehr ein Symptom einer nach innen gerichteten Unternehmenskultur. Er signalisiert dem Kandidaten unbewusst: „Wir kommunizieren so, wie es für uns einfach ist, nicht für dich.“
Jeder Mensch mag Zugewandtheit. Das ist das Prinzip eines guten Elevator Pitches: Orientieren Sie sich an der ersten Frage, die Jobsuchende haben, wenn sie zum ersten Mal bergeweise Stellenangeboten bewältigen wollen: „What’s in for me?“
Wenn klassische Vorschautexte durch kognitive Anspannung abschrecken, liegt die Lösung darin, bewusst kognitive Leichtigkeit zu erzeugen. Dies gelingt durch eine radikale Reduktion auf das Wesentliche. Der Vorschautext ist kein Mini-Stelleninserat, sondern ein hochkonzentrierter, strategischer „Appetizer“. Sein erstes Ziel ist es, maximale Neugier, Lust zu erzeugen und den Klick auszulösen.
Dafür muss er sich von der reinen Aufgabenbeschreibung lösen und stattdessen die Wirkung der Rolle in den Mittelpunkt stellen. Jobsuchende (= Leute mit Eigenantrieb) suchen nicht nur nach einer Tätigkeit, sondern nach einer Möglichkeit, einen sichtbaren Beitrag zu leisten und etwas zu bewegen. Der Fokus muss also auf dem Ergebnis der Arbeit liegen, nicht auf dem Prozess.
Die zwei Säulen des wirkungsorientierten Vorschautextes
Um einen maximal schlagkräftigen Elevator Pitch für den Vorschautext zu formulieren, identifizieren und kombinieren Sie die folgenden zwei Elemente:
Wirkung ist die absolute Priorität. Es ist entscheidend, dass Kandidaten sofort verstehen, welchen Beitrag ihre Arbeit leistet und welches Ergebnis sie erzielen werden. Konzentrieren Sie sich auf die Wirkung der Rolle, nicht nur auf die Aufgaben.
Um Aufgaben in fesselnde Wirkungstexte zu verwandeln, fragen Sie sich:
Welchen bedeutsamen Unterschied macht diese Arbeit?
Fragen, die die Wirkung Ihrer Stellenangebote zum Leuchten bringen:
Beantworten Sie diese Fragen, um zu zeigen, warum sich der Einsatz bei Ihnen lohnt. Verwandeln Sie eine Beschreibung in eine echte Einladung!
Hier einige Beispiele, wie Sie Aufgabenbeschreibungen in wirkungsvolle Texte verwandeln können:
Nachdem Sie die Wirkung der Stelle klar kommuniziert haben, brauchen Sie einen zweiten, unwiderstehlichen „Haken“. Dies ist der „Wow-Faktor“, der Ihr Stellenangebot von allen anderen abhebt. Er weckt den Wunsch, mehr zu erfahren, indem er die Autonomie und das einzigartige Arbeitsumfeld der Rolle beleuchtet. Kurz: jetzt erst Arbeitgeber – mit Umweg.
Leitfragen zur Identifizierung des Gestaltungsspielraums:
Beispiel (Generisch vs. Spezifisch):
Die Kombination dieser beiden wirkungsorientierten Elemente ergibt einen kurzen, aber extrem motivierenden Vorschautext.
Formel: [Wirkung der Rolle] + [im Kontext von/durch/mit] + [Einzigartiger Gestaltungsspielraum].
Hier Beispiele dazu:
Dieser Ansatz stellt sicher, dass der Vorschautext nicht überladen wird. Er liefert die zwei entscheidenden Informationen, die ein Top-Kandidat für seine Vorauswahl benötigt: „Was kann ich hier bewirken?“ und „Warum ist das hier eine einmalige Chance?“.
Die Transformation von einer aufgabenorientierten zu einer wirkungsorientierten Kommunikation wird am besten durch direkte Vergleiche deutlich. Die folgenden Beispiele sind als kurze Vorschautexte konzipiert, wie sie bei Google, Indeed & Co. erscheinen (ca. 150-290 Zeichen).
Gerade in technischen Berufen, wo der Fachkräftemangel besonders groß ist (u.a. auch: IAB, 2024 , Stat. Bundesamt, 2024) dominieren aufgabenorientierte und jargonlastige Anzeigen. Die Transformation hin zu einer wirkungsorientierten Ansprache kann hier den entscheidenden Unterschied machen. Es geht darum, den Sinn und die Bedeutung der Tätigkeit hervorzuheben – ein zentraler Treiber für Arbeitszufriedenheit und Motivation.
Dieses Prinzip ist universell anwendbar. Hier zwei weitere Beispiele in Kurzform:
Die folgende Tabelle fasst die sprachliche Transformation zusammen und kann als Leitfaden für die Umformulierung eigener Vorschautexte dienen.
Traditionelle Formulierung (Aufgabe) | Wirkungsstarke Formulierung (Wirkung) | Psychologischer Effekt |
„Sie sind verantwortlich für…“ | „Sie gestalten…“ | Aktiviert zum Handeln, fördert Eigeninitiative |
„Sie sorgen dafür, dass…“ | „Sie sichern den Erfolg von…“ | Betont direkten positiven Einfluss |
„Fehlerbehebung“ | „Sie sind unser Problemlöser“ | Stiftet Identität, vermittelt Wertschätzung |
„Dokumentation durchführen“ | „Ihre Analysen bilden die Basis für…“ | Hebt den Einfluss der Arbeit hervor |
„Anforderungen: MS Office“ | „Sie organisieren mit Office-Tools…“ | Verbindet Können mit relevantem Nutzen |
„Kommunikationsfähigkeit“ | „Sie sind die verbindliche Schnittstelle zu…“ | Macht Fähigkeit greifbar & essenziell |
Das Buchhalter anders ticken als Vertriebler und Mediziner anders reden als Staplerfahrer ist keine Überraschung. Wenn Sie die Sprache Ihres Gegenübers beherrschen, wird er Sie schlicht besser verstehen. Und sich vermutlich auch gleich ein wenig wohler fühlen.
Für Personalverantwortliche ist die Logik klar: Bessere Vorschautexte führen zu besseren Bewerbern. Doch um Budgets und die Unterstützung von Fachabteilungen und Geschäftsführung zu gewinnen, müssen diese „weichen“ Vorteile in „harte“ Geschäftskennzahlen übersetzt werden. Die Investition in die Qualität von Vorschautexten ist kein reiner Kostenfaktor, sondern eine strategische Maßnahme mit einem messbaren Return on Investment (ROI).
Der Schlüssel zum Verständnis dieses ROI liegt in der Erkenntnis, dass der Vorschautext der erste und oft entscheidendste Berührungspunkt im Rahmen der Candidate Experience ist.
Der Vorschautext ist zugleich Teaser in der Suchergebnis-Jobliste als auch Introtext des Stellenantebots nach dem Jobtitel. Er hat nicht nur letztere Funktion!
Ein wirkungsvoller Vorschautext erhöht die Click-Through-Rate (CTR) qualifizierter Kandidaten. Dies ist der erste Hebel im gesamten Recruiting-Trichter. Eine höhere CTR von passenden Talenten führt direkt zu einem größeren Pool an geeigneten Bewerbern, was wiederum die Besetzungszeit (Time-to-Hire) verkürzt.
Ein wirkungsvoller Vorschautext ist ein zentrales Werkzeug des Employer Brandings. Unternehmen mit einer starken Arbeitgebermarke profitieren von erheblichen finanziellen Vorteilen. Studien zeigen, dass sie den Cost-per-Hire um bis zu 50% senken können.
Umgekehrt müssen Unternehmen mit einem schlechten Ruf im Schnitt 10 % höhere Gehälter zahlen, um Talente zu überzeugen.
Ein gut formulierter, transparenter Vorschautext zieht zudem besser qualifizierte Bewerber an, was den Zeit- und Kostenaufwand für das Sichten unpassender Profile drastisch reduziert.
Das ultimative Ziel des Recruitings ist die Verbesserung der Quality of Hire (QoH) – ein Maß für den Wert, den ein neuer Mitarbeiter langfristig für das Unternehmen schafft. Hier wirkt der optimierte Vorschautext als entscheidender Hebel. Indem er die Wirkung und den Gestaltungsspielraum der Rolle klar und ehrlich kommuniziert, sorgt er für eine bessere Passung zwischen Kandidat und Unternehmen. Dies führt nicht nur zu einer höheren Leistung im Job, sondern auch zu einer stärkeren Mitarbeiterbindung, da die Erwartungen von Anfang an realistisch gesetzt wurden.
Eine starke Arbeitgebermarke, die durch exzellente Kommunikation gestützt wird, kann die Mitarbeiterfluktuation um 28% reduzieren. Dies stellt eine massive Kostenersparnis dar, wenn man bedenkt, dass die Kosten für die Neubesetzung einer Stelle zwischen 90 % und 200 % des Jahresgehalts des ausgeschiedenen Mitarbeiters betragen können.
Diese Kette macht deutlich, dass der Vorschautext nicht als isolierte, operative Aufgabe betrachtet werden darf. Er ist eine strategische Investition in die Qualität des Humankapitals. Die Zeit, die in die Erstellung eines exzellenten Vorschautextes investiert wird, ist keine Ausgabe, sondern die Anzahlung auf einen wertvolleren und beständigeren „Vermögenswert“ – den neuen Mitarbeiter.
Mit diesem Wissen schreiben Sie nicht mehr nur erfolgreiche Stellenanzeigen – Sie gestalten Karriere-Einladungen. Sie sprechen nicht mehr zu anonymen, unbekannten Jobsuchenden, sondern zu Menschen mit Träumen, Zielen und Lebensrealitäten. Das macht den Unterschied zwischen durchschnittlichen und außergewöhnlichen Recruiting-Ergebnissen.Der Unterschied, den Sie machen werden
Der Fachkräftemangel ist eine unbestreitbare Realität. Doch Unternehmen sind ihm nicht hilflos ausgeliefert. Einer der wirkungsvollsten Hebel liegt direkt im eigenen Verantwortungsbereich: die ersten 150 Zeichen, die ein potenzielles Talent von uns liest.
Wir verschärfen das Problem selbst, wenn wir Vorschautexte veröffentlichen, die durch Komplexität und eine reine Selbstfokussierung kognitive Anspannung erzeugen und Bewerber abschrecken.
Die Lösung liegt in der Kunst der Reduktion. Durch die bewusste Anwendung der Prinzipien der kognitiven Leichtigkeit und die Fokussierung auf die beiden Säulen – Wirkung und Gestaltungsspielraum – lassen sich Vorschautexte von abschreckenden Pflichtenheften in kraftvolle Magneten für Jobsuchende verwandeln.
Für Personalverantwortliche ergibt sich daraus eine doppelte Chance. Sie können…
Der erste Schritt, um die besten Köpfe für Ihr Unternehmen zu gewinnen, ist einfach, aber entscheidend: Beginnen Sie damit, für sie zu schreiben, nicht über sie. Reduzieren Sie Ihre Botschaft auf das, was wirklich zählt: den Wert, den ein Mensch schaffen kann, und den Wert, den Ihr Unternehmen ihm im Gegenzug bietet. In einer Welt des Informationsüberflusses ist Klarheit der größte Vorteil.
Weniger ist mehr. Viel Erfolg!